Ruthard Stachowske Hrsg. Asanger Verlag
2. Auflage 2009
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Das Leiden und Sterben von Kindern in drogenkranken Familiensystemen, so wie das der Kinder Kevin in Bremen oder Karolina in Memmingen, hat für diese Kinder undenkbare Lebensbedingungen erkennbar werden lassen - diese Kinder erlitten ein unvorstellbares Martyrium.
Bei genauerer Analyse der Hintergründe des Lebens und des Sterbens dieser Kinder wurde deutlich, dass die Gruppe dieser hochbelasteten Kinder im Kontext suchtkranker Familiensysteme nicht Teil einer Mikro-Subkultur ist. Die große Anzahl der Kinder, die mit schweren Störungen bei ihren suchtkranken Eltern aufwachsen, verlangt vielmehr, diese Gruppe als Teil unserer Makro-Welt zu verstehen - und ihre besondere Belastung deutlich wahrzunehmen. In diesem Buch wird durch eine komplexe interdisziplinäre Analyse diese Lebensentwicklung "dechiffriert".
Dabei werden auch die professionellen Systeme in die Analyse mit einbezogen, denn die Familiensysteme dieser Kinder entwickeln sich in einer spezifischen Interaktion zu professionellen Helfersystemen. Häufig genug werden hierbei die schweren Störungen in diesen Familien auch vom professionellen Helfer "nicht wahrgenommen".
Daher gilt es zu fragen: Welche Ursachen in diesen Familien und auch in den professionellen Systemen waren verantwortlich für die Entwicklung dieser schweren Störungsbilder und die Lebensdramen dieser Kinder?
Um diese Fragestellung zu beantworten, wurden die Daten aus 10 Jahren stationärer Therapie suchtkranker Familiensysteme ausgewertet. Die Ergebnisse werden in diesem Buch erstmals veröffentlicht.
Diese differenzierte Analyse gibt Einblick in die hochgradigen Risikofaktoren, denen die Kinder in ihrer vorgeburtlichen und nachgeburtlichen Lebensentwicklung ausgesetzt waren, und sie beschreibt die manifesten Störungsbilder als zwangsläufige Folge dieser Entwicklungsbedingungen.
Aufschlussreich und beeindruckend ist hier die Gegenüberstellung der verschiedenen Konsummuster der Mütter in "ihren" Schwangerschaften:
- Polytoxikomane Abhängigkeit ohne Substitutionstherapie
versus
- Polytoxikomanie und Abhängigkeit mit Substitutionstherapie und einem z. T. extremen Beikonsum
Welches sind die Folgen dieser Konsummuster und wie unterscheiden sich die Störungsbilder der Kinder dieser beiden Gruppen nachgeburtlich?
Wie sind die Statements der Wissenschaften, der Praxis und der die Substitutionsmittel herstellenden Pharmaindustrie zum Thema Substitution in der Schwangerschaft und Stillzeit?
Ruthard Stachowske:
Drogen, Schwangerschaft und Entwicklung der Kinder
Rita Hüllen:
Schwangerschaftsanamnese und Untersuchungsergebnisse aus 10 Jahren
Arnhild Sobot:
"Wie kann man das noch erklären - oder warum brauchen Babys Therapie?"
Ulrike Czyrnek & Alev Bozkurt:
Kinder in drogenkranken Familiensystemen und ihre Störungsbilder
Britta Tammen:
Kindeswohl in suchtkranken Familiensystemen. Eine juristische Einführung
Florian Wölk:
Rechtsprobleme der Substitutionsbehandlung schwangerer Patientinnen
Heidrun Girrulat:
Systemisches Elterncoaching in suchtkranken Familiensystemen
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finden Sie auch in unserem Beitrag zum 31. Bundesdrogenkongress
Hamburg - 28. April 2008
"Kinder sind Zukunft - die Suchthilfe positioniert sich"
Präsentation
Vortrag
Rezension Deutsches Ärzteblatt
PP|Heft 2|Februar 2009
Barley, Ingrid
"Umfassend und praxisnah
Kinder aus suchtkranken Familien erleiden oft schwerste Schädigungen, durchleben häufig ein Martyrium und manchmal ein sogar qualvolles Sterben. Dennoch fehlen bisher präzise evidenzbasierte Forschungsergebnisse, die die Komplexität der Beeinträchtigungen abbilden und dabei auch die vorgeburtliche Entwicklungsphase angemessen berücksichtigen. Dieser umfangreichen Thematik widmen sich im Buch acht Autoren, die als Mitarbeiter einer therapeutischen Gemeinschaft für drogenkranke Männer, Frauen und Familiensysteme mit der Problematik intensiv vertraut sind.
Entsprechend praxisnah sind die dargestellten Themen: Drogengebrauch während der vorgeburtlichen Entwicklung und die daraus erwachsenen Belastungen für das Kind, die Mutter und das Familiensystem; Therapie für traumatisierte Mütter und geschädigte Kinder; Kinder in drogenkranken Familiensystemen; Rechtsprobleme in der Substitutionsbehandlung schwangerer Patientinnen; systematisches Elterncoaching in suchtkranken Familiensystemen. Erschreckend deutlich wird dem Leser vor Augen geführt, wie in vielen Familien die gestörten Bindungsmuster und die Gewaltspirale von Generation zu Generation weitergegeben werden. Nur langfristige und das gesamte Familiensystem berücksichtigende Therapien bieten hier eine Chance für diese Kinder, ihre Familien und die nachfolgende Generation.
Wegen der umfassenden und praxisnahen Darstellung ist das Buch somatisch tätigen Ärzten, ärztlichen und Psychologischen Psychotherapeuten, Sozialarbeitern und Pädagogen zu empfehlen. Auch politische Entscheidungsträger, die über Aufbau und Finanzierung drogentherapeutischer Einrichtungen zu bestimmen haben, können aus der Lektüre einen Gewinn ziehen."
Angelika Groterath. Rezension vom 01.02.2009
In: socialnet Rezensionen unter
http://www.socialnet.de/rezensionen/6262.php
Thema
Der Herausgeber, Leiter einer familienorientierten Drogenrehabilitations-einrichtung (mit Jugendhilfe) in Norddeutschland, und seine Mitar-beiterInnen (5) und Gäste (2) legen mit diesem Buch eine Arbeit zu einem Thema vor, das in den letzten Jahren zwar in den Blickpunkt der Öffentlichkeit, bislang jedoch nicht ausreichend in den der Wissenschaften gerückt ist: Es geht um Kinder von drogenabhängigen Frauen / Eltern, um Erkenntnisse über ihre Entwicklungsbedingungen während der Schwangerschaft und danach und um die Hilfen, die angeboten werden können oder könnten und ihre Relevanz und Verfügbarkeit im Hilfesystem. Ausführlich behandelt werden gesetzliche Regelungen, die zu beachten und von Bedeutung sind. "Wir wollen aufzeigen, welche elementaren Fragen bisher weder gestellt noch erarbeitet sind und somit in ihrer Bedeutung und in ihren Rückkoppelungseffekten für die Kinder in suchtkranken Familien weder von den wissenschaftlichen und von den professionellen Instanzen noch von den Familien selbst verstanden werden können" – so der Herausgeber selbst in der Einleitung.
http://www.amazon.de/product-reviews/3893344896/ref=sr
http://www.pflegeeltern.de/thread.php?postid=148388"
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